Was bedeutet Digitalisierung  für die Unternehmensentwicklung?

Obwohl der Begriff „Digitalisierung“ bereits im letzten Jahrzehnt Eingang in Unternehmen fand, gibt es selbst heute noch zahlreiche Unternehmen, die die technischen Möglichkeiten noch nicht einmal ansatzweise ausschöpfen. In vielen Fällen „wehren“ sich die Menschen sogar gegen eine Vereinfachung ihres Arbeitsbereiches. Woher kommen die Widerstände und sind sie vielleicht sogar gerechtfertigt?

Chancen und Gefahren der Digitalisierung

Die Digitalisierung bietet eine grandiose Chance für einen „evolutionären Sprung“ in Unternehmen, wenn sie förderlich eingesetzt wird. Dabei sind die Bereiche der Digitalisierung zu unterscheiden.

Viele Unternehmen arbeiten bereits „digital“, weil sie E-Mails statt Briefe schreiben, Exceltabellen statt Ordner verwenden und Datenbanken anstatt Karteikarten nutzen. Selbst mit der neuesten Software und Hardware ist diese „herkömmliche“ Digitalisierung keine wirkliche Veränderung. Denn die Mitarbeiter tun genau das Gleiche, was sie schon immer getan haben, nur eben auf andere Weise. Auf den Energiestatus (die Begeisterung der Mitarbeiter und Kunden) wirkt sich diese Art der Digitalisierung meist wenig oder gar nicht aus. Es besteht sogar das Risiko, dass der Unternehmer meint auf dem neusten Stand zu sein und große Veränderungen ins Unternehmen zu tragen, obwohl dem nicht so ist. Dadurch könnte die Organisation den wirklichen Handlungs- und Veränderungsbedarf übersehen.

Es gibt jedoch andere Bereiche der Digitalisierung, die enorme Auswirkungen auf die Energiebilanz der Unternehmen haben können, positiv wie negativ. Das gilt z.B. für die Automatisierung. Automatisierung kann eine wirklicher „Evolutionssprung“ für das Unternehmen bedeuten, weil sich die Arbeit der Menschen dadurch komplett verändert. Heutzutage kann jeder logische, wiederholbare Prozess vollständig automatisiert werden. Das reicht von automatisierter E-Mail Korrespondenz (z.B. im Onboarding, Bewerbermanagement, Vertrieb oder in der Kundenbetreuung), bis hin zu automatisierten Verkaufsvorgängen, in denen vom Marketing bis zur Kaufabwicklung und Buchhaltung alles von alleine läuft. Für ein Unternehmen bieten diese technischen Möglichkeiten riesige Entwicklungschancen und ganz neues Wachstumspotenzial! 

Die größte Hürde, die eine Organisation dabei zu nehmen hat, ist die Angst.

Sowohl die eigenen Ängste, loszulassen und die Kontrolle abzugeben, als auch die Ängste der Mitarbeiter,„wegrationalisiert“ zu werden. Das Gefühl, sinnlos zu sein, nicht gebraucht zu werden, ist nach wie vor eine kollektiv verwurzelte Urangst in uns Menschen. Aus diesem Grund ist verständlich, dass viele Mitarbeiter sich gegen eine Vereinfachung ihrer täglichen Arbeit wehren. Für die Unternehmensentwicklung und die Energiebilanz ist das Gift. Denn jede Angst und jeder Kampf vernichtet Energie. 

Veränderung erfordert zuerst Innenarbeit

Damit ein Unternehmen wirklich Vorteile aus den technischen Möglichkeiten ziehen kann, braucht es zuerst einen bewussten inneren Veränderungsprozess im gesamten Unternehmen. Diesen einzuleiten und zu begleiten, ist Aufgabe der Chefs und Führungskräfte. Für den Bereich der Automatisierung, bieten sich folgende Schritte an:

1. Bewusstsein über das Bild von „Arbeit“ schaffen

Viele technische Möglichkeiten nutzen wir nicht, weil wir uns gerne an administrative Aufgaben „klammern“. Aufgaben wie E-Mails schreiben oder die Datenbank pflegen, geben uns ein gutes Gefühl: Wir fühlen uns sicher, weil wir genau wissen, was zu tun ist, wir können diese Aufgaben gut erledigen. Wir sind beschäftigt, fühlen uns wichtig und haben am Ende des Tages etwas „vorzuweisen“, ohne uns groß den Kopf zerbrechen zu müssen. Dieser Leistungsgedanke ist nicht mehr zeitgemäß, wie wir an der jungen Generation sehen. Wir bezeichnen sie als „Generation Null-Bock“, was falsch ist, denn lediglich die Werte haben sich verändert. Während früher Geld, Macht und Status wichtig waren und nur durch harte Arbeit und Leistung erreicht werden konnte, streben die Menschen heute nach Freude, Sinnhaftigkeit und Selbstverwirklichung im Job. Solche Qualitäten können nicht mehr durch harte Arbeit erreicht werden. Es ist notwenig, dieses innere Bild von „harter Arbeit und viel Leistung“ zu verändern. Nicht nur als Voraussetzung, um nutzbringend Automatisierungstools zu etablieren, sondern auch, um vorausschauend an die Mitarbeitergewinnung in Zukunft zu denken.

2. Bewusstsein über den eigenen Wert stärken

Es macht wenig Sinn, an Aufgaben festzuhalten, die Maschinen heute viel besser und schneller erledigen können, als wir Menschen. Das wäre so, als würden wir Waschmaschinen und Geschirrspüler abschaffen, nur um wieder dem harten Job als Hausfrau nachzugehen. Es gilt also sich den Aufgaben zu widmen, die allein uns Menschen vorbehalten sind: Kreativität, schöpferische Prozesse, Entdeckergeist und zwischenmenschlicher Kontakt. Alles was auf geistiger, emotionaler oder spiritueller Ebene Erfüllung bewirkt, braucht das menschliche Bewusstsein. Damit das volle menschliche Potenzial in einer Organisation sinnvoll genutzt werden kann, braucht es schließlich noch einen weiteren Punkt.

3. Bewusstsein über die Sinnhaftigkeit des Unternehmens

Der Sinn und gesellschaftliche Auftrag einer Organisation muss definiert sein, damit die Menschen im Unternehmen überhaupt Sinnvolles tun können. Aus einer starken Vision entsteht nicht nur die Orientierung für die Mitarbeiter, sondern auch die Stahlkraft und Begeisterung, die Kunden und Bewerber ganz natürlich in das Unternehmen zieht. Ist das große Ziel klar, kann jeder Mitarbeiter mit seinem individuellen Potenzial dazu beitragen, die Organisation mitzugestalten und zum Erblühen zu bringen.

Insgesamt bietet die Digitalisierung also genau die Möglichkeiten, die uns auch der Zeitgeist mehr und mehr abverlangt: aus harter Arbeit und „Dienst nach Vorschrift“ wird Eigenverantwortung, Sinnhaftigkeit und Ganzheitlichkeit.

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